Mitarbeitervertretung: Solidarität mit den streikenden Kollegen im Öffentlichen Dienst

Mittwoch, 8. März 2006

Solidarität mit den streikenden Kollegen im Öffentlichen Dienst

Presseerklärung der MAV Göttingen:

Die Mitarbeitervertretung des Ev.-luth. Kirchenkreises Göttingen solidarisiert sich mit den streikenden Kollegen im Öffentlichen Dienst

„Bisher waren sich die evangelische und die katholische Kirche darin einig, die vorhandene Arbeit auf möglichst viele Köpfe zu verteilen, um die Arbeitslosigkeit zu senken“, erklärt der Vorsitzende der Mitarbeitervertretung Werner Massow.

„Ein Streik gegen die Verlängerung der Arbeitszeit und somit gegen die Ausweitung der Arbeitslosigkeit liegt voll auf der kirchlichen Linie“ ergänzt Massow. Dies kann auch in der „Gemeinsamen Erklärung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Katholischen Bischofskonferenz zur wirtschaftlichen und sozialen Frage“ nachgelesen werden (S. 70ff).

Da es nicht so oft vorkommt, dass tausende Frauen und Männer wochenlang bei Kälte und Schnee für zutiefst christliche Grundwerte auf die Straße gehen, muss sich die Kirche doch eigentlich freuen, meint die Mitarbeitervertretung. Wie aber erklärt sich das Schweigen der Kirchenleitungen zum Streik im Öffentlichen Dienst? Kann das Schweigen damit zusammenhängen, dass sie im eigenen Bereich Kürzungen durchsetzen wollen und in Konflikt mit ihren öffentlich verkündeten Werten kommen? So will die Landeskirche Hannovers massiv Stellen abbauen und zugleich die Arbeitszeit anheben.

Der stellvertretende Vorsitzende der Mitarbeitervertretung des Kirchenkreises Göttingen, Hilmar Ernst, richtet an die Landesbischöfin, Frau Dr. Käßmann, und an die örtliche Kirchenleitung folgenden Appell: „Kehren Sie um! Stellen Sie sich an die Seite der Menschen, die gegen die Arbeitszeitverlängerung kämpfen, weil sie Angst um Ihren Arbeitsplatz haben und weil sie nicht wollen, dass noch mehr arbeitslos werden!“

18 Minuten Mehrarbeit pro Tag bedeuten 1,5 Stunden Mehrarbeit pro Woche, die sich dann auf 2 Wochen Mehrarbeit im Jahr (selbstverständlich ohne zusätzliche Vergütung) aufsummieren. Die Erhöhung der Arbeitszeit auf 40 Std./Woche lässt einen bundesweiten Abbau von bis zu 250 000 Stellen im Öffentlichen Dienst erwarten. „In einem Land mit mehr als 5 Mio. Arbeitslosen kann deshalb die Ausweitung der Arbeitszeit, wie auch von der Landeskirche gefordert, nicht die Lösung sein“, so Ernst weiter.

Ein Gespräch der Kirchenleitungen mit den Streikenden wäre sicher ein gutes Zeichen für die Glaubwürdigkeit unserer Kirche. Auch die Kirche sollte sich öffentlich für den Erhalt von Arbeitsplätzen einsetzen!